Kaum zu fassen! Ich bin schon wieder im Dienst, schon wieder! Irgendwie kam mir der Jahreswechsel in diesem Jahr schneller vor, also die Zeit zwischen dem letzten Arbeitstag des alten und dem Ersten des neuen Jahres. Schon seltsam, ob dies mit dem fortschreitenden Alter zu tun hat? Oder liegt es daran, dass ich mich zwischen den Jahren ungeheuerlich gut erholt habe. Die Zeit nach den Weihnachtstagen und den ersten Tagen des neuen Jahres habe ich an der dänischen Küste verbracht, weit weg von Internet, Emails, ja sogar Anrufen.
Nun stehe ich schon wieder am Gate. Ist es meine Pflicht als deutscher Staatsbürger meine erste Dienstreise im neuen Jahr der Hauptstadt zu widmen? Es könnte sein! Jedoch gibt es einen viel profaneren Grund. Zusammen mit meiner amerikanischen Kollegin werde ich einen Workshop in einem unserer Berliner Unternehmen leiten, zudem ein paar Gespräche führen.
Am Gate stehend gehen mir so einige Gedanken durch den Kopf, vor allem, wohin es mich in den kommenden acht bis zwölf Wochen verschlagen wird. Der Terminkalender ist schon gut gefüllt. Nach Berlin stehen Genf, Helsinki, Oulu, Salzburg, Hamburg an, danach geht es über den großen Teich zur ersten USA Reise in diesem Jahr. Was wohl dazwischen noch alles kommt?
Eine groß gewachsene Dame in den Endsechzigern, blondes, längeres Haar steht vor mir. Nicht nur durch die entsprechenden Schlagzeilen selbst, auch durch ihr Auftreten war mir diese Dame bisher nicht sonderlich sympathisch. Auch im wahren Leben trifft dies zu, jetzt da sie mir mit ernster Miene und einer gewissen Arroganz gegenübersteht. Erika Steinbach, ihres Zeichens Vorsitzende des Vertriebenenbundes.
Nebst dieser kurzen Personalie gibt es über diese Reise nichts wirklich Spektakuläres zu berichten. Berlin ist nass und kalt, wie sollte es auch anders sein zu dieser Jahreszeit?
Am Abend zeige ich noch meiner Kollegin in einem kleinen Rundgang die Friedrichsstraße, den Pariser Platz samt Brandenburger Tor und Adlon, den Reichstag. Es regnet unaufhörlich, so dass ich am Ende mit nasser Hose, durchtränkten Schuhen und einer Sechserpackung Dunkin' Donuts mich zu meiner Verabredung mit einem Freund treffen werde. In den meisten Fällen nutze ich die Gelegenheit privates mit beruflichem zu verbinden, so dass es sich denn ergibt. Gerade in Berlin gelingt mir das zumeist, so dass ich zudem eine private Übernachtungsgelegenheit einem anonymen Hotelzimmer vorziehen kann.
Zum Abschluss des Tages genehmigen mein heutiger Heerbergsvater und ich uns ein leckeres Abendessen in einem kleinen und hervorragenden Restaurant in Prenzlauer Berg. Wo gibt es heute noch ein delikates Kalbsschnitzel samt Rosmarinkartöffelchen für 10,50 EUR? Wir haben es nicht weit, jedoch muss ich vorher noch meine Habseeligkeiten aus dem Mietwagen holen. Just biegen zwei Berliner Stadtbeamtinnen gegen elf ums Eck. Ich habe keinen Parkschein gelöst. Alles lässt sich regeln, so lassen sich die beiden Damen überzeugen doch erst in der anderen Richtung zu kontrollieren, Gelegenheit für mich einen Parkschein zu erwerben.
Auch wenn Tegel vielleicht nicht der angenehmste Flughafen ist, so kann sich die Senator-Lounge dort sehen lassen. Immer wieder gerne halte ich mich hier vor dem Abflug auf, genieße die Geräumigkeit und das Angebot. Der große braun-brünette Harrschopf gehört einer kleinen Dame, sicherlich auch Oma diverser Enkel, hauptberuflich jedoch Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch. Im Gegensatz zu meiner gestrigen Begegnung ist mir diese Dame auf Anhieb sympathisch, einer netten Oma gleichend eben. Im ihrem Schlepptau befinden sich einige junge Männern, nicht lange dauert es, da wird sie bereits abgeholt. Schade, mit ihr hätte ich doch tatsächlich gerne einmal kurz unterhalten.
Die erste Reise des Jahres ist zu Ende, ein Kurztrip, dem viele weitere Reisen folgen werden. Ich freue mich auf ein interessantes Jahr 2011, auf diverse Abenteuer, auf die Herausforderungen die auf mich warten, am meisten wohl auf das jeweilige Heimkommen und zu Hause sein. Ich werde von mir hören lassen!