Freitag, 21. Oktober 2011

Zwei kurze Nächte

Kurz nach zehn Uhr abends muss es gewesen sein, als ich nach der Ankunft eingeschlummert bin. Der Jetlag wirkt! Womöglich hätte ich sogar durchgeschlafen, wäre ich nicht gegen zwei Uhr nachts vom Klingeln meines Tablets unsanft geweckt worden. Nach links geräkelt, nach rechts gedreht, Stunde über Stunde. Sogar das Zählen von Schäfchen und eingelochten Golfbällen bis 100 wollte nichts helfen. Es war vorbei mit der Nachtruhe. So gegen vier Uhr morgens habe ich mich dann entschlossen zu Hause anzurufen – per Skype Videotelefonie. Nach einer guten ¾ Stunde audiovisueller Unterhaltung war ich frohgemut, dass ich nun wieder sanft einschlummern werde – von wegen. Erst gegen halb sechs muss es passiert sein, bevor mich der Wecker um sieben erneut aus dem Schlaf gerissen hat.
Bereits um 8:15 Uhr befinde ich mich auf dem Weg nach Batam Island. Batam ist eine Insel, welche Singapur vorgelagert und ein Teil Indonesiens ist. Meine asiatische Kollegin unsere Geschäftskollegen und ich setzen per Fähre, die ca. 75 Minuten benötigt, auf die Insel über. Ich muss demnächst einen neuen Reisepass beantragen, es sind nur noch 3 Seiten übrig. Die zahlreichen Visen und Stempel der letzten Jahre machen sich bemerkbar. Den ganzen Tag wird es nun um die Besichtigung der Produktionsstätten, die Abhandlung von Fragenkatalogen und weitere fachliche Gesprächen gehen – ich bin zu 150% gefordert. Am Abend wartet noch das globale monatliche Abstimmungsmeeting, Beginn ist um acht Uhr, Ende offen. Zuvor gönne ich mir jedoch noch ein kurzes Abendessen in der Executive-Lounge des Hotels, welche tatsächlich eine der Highlights dieses Hotels ist. Das nächste Mal werde ich dennoch in einer moderneren, an der Marina Bay gelegenen Herberge nächtigen. Das Marriott an der Orchard Road, sowie die Straße selbst habe ich nun schon zur Genüge gesehen.
Geschwind eile ich auch noch in die  „Far East“ Shopping Mall, welche ums Eck liegt. Mal schauen, ob ich ein Smart-Cover (eine Kopie des Ipad-Covers) finde. Und siehe da, ich werde fündig, zwar in schwarz, dafür für geschenkte 20 EUR.
Nach einem langen Tag geht’s um elf ins Bett, auch draußen ist es ruhiger geworden. Für den Moment jedenfalls. War ich gerade noch im Begriff sanft einzuschlummern, holt mich ein dröhnender, tief-bassiger Popsound der 90er unsanft zurück. Kaum zu fassen, an einem Donnerstag um 23:00 Uhr gibt irgendeine wild gewordene Boygroup (es könnten die Backstreet Boys gewesen sein) ein Konzert vor einer Shopping-Mall (es hätte auch ein Baumarkt sein können). Gegen vier Uhr morgens wieder das gleiche Spiel. Ich wache auf, drehe mich in nahezu alle Richtungen, entscheide mich dann jedoch gegen sechs Uhr aufzustehen. Es ist genau der richtige Zeitpunkt – ich gehe ins hoteleigene Fitnesszentrum. Ein paar Gewichte gehoben, ein bisschen auf dem Laufband gejoggt und bereit bin ich für ein Frühstück, am äußerst reichhaltigen und abwechslungsreichen Büffet. Gegen drei Uhr bin ich zurück von meinem heutigen Lieferantenbesuch in Singapur. Ein Berg von Arbeit liegt vor mir, den ich bis in den späteren Abend abarbeiten werde. Auf dem Rückweg ins Zimmer dann noch eine aufschlussreiche Begegnung. Drei bärtige Männer in teils engen, kurzen Jeanshosen aus den 80ern, all in den 40ern/50ern steigen in den Fahrstuhl ein, mustern mich vom 27. Bis in den 16. Stock und verschwinden dann alle in Richtung eines Zimmers. Ich mag es mir nicht vorstellen! Morgen werde ich wohl auf eine der zahlreichen Driving Ranges gehen, um an meiner Golftechnik zu feilen. Das Wochenende, es kann kommen!

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Ins Reich des Tigers

Tatsächlich war ich in diesem Jahr viel unterwegs, ob West- oder Osteuropa oder Nordamerika. Asien war auf meiner Agenda bereits für die erste Jahreshälfte. Aufgrund anderer Prioritäten musste ich diese Reise jedoch zurückstellen. Nun ist es soweit, für 9 Tage geht es nach Singapur, Malaysia und Thailand – Lieferanten besuchen.
Tag 1 meiner Reise
Gerade noch rechtzeitig, mit einem kleinen Kribbeln in der Bauchgegend, ob der bereits angehäuften Verspätung, rollt die S-Bahn in den Hauptbahnhof Mannheim ein. Kaum auf dem Bahnsteig, gleitet bereits ein ICE 3 in den Bahnhof, welcher mich zum Flughafen bringen wird. Sitzplatz 62, Wagen 34, wie meist im Hotspot-Bereich, so dass ich während der Zugfahrt noch die ein oder andere Email erledigen kann.
Hierzu kommt es jedoch heute nicht. Vor mir schiebt sich ein Asiate, welcher in meinem Alter liegen dürfte, auf meinen Sitz. Ich mache ihn freundlich  darauf aufmerksam, merke jedoch sofort an, dass dies ok sei, ich kann auch auf dem daneben liegenden Sitz Platz nehmen. So entstehen die besten Gespräche! In 40 Minuten Zugfahrt erfahre ich seine Herkunft (Australier mit indonesischen Wurzeln), seinen Grund in Europa zu sein (5 Wochen Osteuropa-Reise), seinen Familienstand (geschieden und leiert, dies mit einer italienisch-stämmigen Australierin), seine Berufung (Projektleiter bei SAP in Melbourne) und vieles mehr. Ein reger, beiderseitiger Gedankenaustausch, den ich in vollen Zügen genieße.
Am Flughafen angekommen trennen sich unsere Wege, Michael fliegt Quantas nach Hongkong, damit von Terminal 2, ich mach mich auf zum Checkin in Terminal 1. Ich bin eingecheckt, nach Mailand, zurück und dann nach Singapur. Nur mein Gepäck, das darf nicht mit zur ersten Station. Es wir geparkt und dann mit mir abends mitgeschickt.
Der Flug über die Alpen ist einmal mehr ein wahrer Genuß. Winterlich zeigen sich schon einige Gipfel, als trügen sie einen Hauch von Puder, der Bodensee liegt friendlich eingebettet in der voralpenlandschaft. Eigentlich hätte ich nun genügend Zeit in Mailand zu verbringen, mein Rückflug ist erst für 18:30 Uhr gebucht, also in gut 4 Stunden. Da dieses Mailand-Manöver lediglich der Kosteneinsparung dient (der Langstreckenflug ist ab Mailand deutlich günstiger als direkt ab Frankfurt), versuche ich den nächst möglichen Rückflug zu erwischen. Am Checkin bin ich wie erwartet abgeblitzt, der Flug sei überbucht. Dann eben Plan B, ein Versuch am Gate. Dort treffe ich auf eine äußerst hilfsbereite Mitarbeiterin, welche mich – zwar mit gehörigem Aufwand – auf die nächste Maschine umbucht. Keine 30 Minuten nach meiner Landung befinde ich mich bereits wieder auf dem Rückweg nach Frankfurt. Dort angekommen geht’s direkt in die neue Senator-Lounge im B-Bereich, von welchem mein Singapur-Flieger heute Abend boarden wird. Ein Cocktail hier, etwas Leberkäse dort, allerlei Arbeit erledigt und schwups ist es bereits Zeit um ans Gate zu gehen. Kurz zuvor fegt jedoch noch ein in Pelz gewickelter, russischer HON-Vamp samt Louis-Vitton-Köfferchen und Taschen durch die Lounge, welcher sich auf dem Weg nach Moskau befindet. Eine Begegnung der seltsamen und seltenen Art.
1H, dort werde ich die kommenden 12 Stunden sitzend und liegend verbringen. Schräg hinter mir, die nächste, eher seltene und durchaus beeindruckende Begegnung mit einem buddhistischen Mönch. Ich schaue mich um, ich lächle und empfange ein freundliches Lächeln meines Mitreisenden. Bis zur Landung wird er seine Gebetsmühle nicht aus der Hand legen und sie mit einer kaum merklichen Handbewegung stets in Bewegung halten. Unruhig war der Flug trotzdem, auch wenn ich immerhin sieben Stunden Schlaf finden konnte. Der Regen peitscht gegen das Flugzeug, es holpert ein wenig, wir landen auf dem Flughafen Changi in Singapur. Nun noch eine rasante Taxifahrt und ich habe es geschafft. Ich bin angekommen an meiner ersten Station. Morgen geht es per Boot nach Batam Island, der erste Geschäftstermin steht vor der Tür.
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