Tag 1&2
Jaja, ist ja schon gut. Ich gebe zu, ich war in den
vergangenen Monaten alles andere als ein eifriger Blogger. Woran das lag? An
mangelnden Geschichten und Reisen sicherlich nicht, im Dezember nochmals in den
USA, im Februar 2013 ebenfalls, dazwischen u.a. Ungarn, Dresden, Hamburg, Düsseldorf,
Damüls, Finnland, Spanien, Eindhoven und jetzt eben wieder in Asien. Keine
Ahnung woher die Schreibunlust kam, momentan ist sie jedoch wieder vorhanden.
Ich befinde mich in gut 10.000 Metern Höhe beim Schreiben
dieser Zeilen, auf dem Weg von Singapur nach Shanghai – von der Stadt des Löwen
in die Stadt des Tigers.
Es ist Montag später Nachmittag. Den Tag verbringe ich in aller Hektik im
Homeoffice und in der Stadt. Zu viel ist noch zu erledigen, ein zweistündiges
Gespräch mit meiner Mitarbeiterin, unzählige Emails lesen und beantworten, um
wenigsten die Spitze des Eisbergs zu kappen. Dazu dann noch den Koffer packen,
zum Friseur, Mittagessen und ein Paket auspacken. Am vorherigen Donnerstag
bestellt und heute eingetroffen, mein kleiner Minibeamer im mehr oder weniger
Hosentaschenformat. Unglaublich was die Technik heutzutage alles hervorbringt.
Hätte ich früher noch einen kleinen Trolley für ein entsprechendes
Projektionsgerät gebraucht, so reicht heute ein 15x7cm großes Stofftäschchen.
Packen – ein gutes Stichwort. Der Hektik wegen geht alle Routine heute
verloren, ich gehe etliche Male alle zu verstauenden Utensilien durch. Habe ich
meinen Pass, das Portemonnaie, Unterhosen, Sportklamotten, den
Kurzhaarrasierer, die Visitenkarten eingepackt? Nicht nochmal soll es mir
passieren, dass ich während einer 10-tägigen Reise ständig dieselbe Ausrede
„Tut mir Leid, aber ich habe gerade meine letzte Karte weggegeben“ oder noch
besser „Ich habe neue Karten bestellt, leider wurden diese noch nicht
geliefert“ verwenden muss. Wahrscheinlich bin ich bei von mir häufiger
frequentierten Lieferanten schon als „The German Schussel“ bekannt.
Der Eile tagsüber wegen entschließe ich mich das Risiko eines späteren
Zubringerzuges zum Flughafen einzugehen. Ich brauche noch ein paar Minuten um
mich zu sammeln, ehe es dann auf eine 18-stündige Reise geht. Die S-Bahn bringt
mich nach Mannheim, von dort geht es im ICE nach Frankfurt. Den Weg zum
Terminal 2 und selbiges Gebäude bzw. die Wege darin kenne ich mittlerweile
nahezu so gut wie in meinem bisherigen Stammterminal 1. Wieder habe ich British
Airways gewählt und wieder freue ich mich auf diesen Flug. Auf 2F fliege ich
gen London, der Checkin hat reibungslos funktioniert, die Sicherheitskontrolle
ist meist kaum frequentiert. In der Lounge gönne ich mir noch einen kleinen
Happen und versorge mich mit einer Notration Schokolade – man weiß ja nie!
Die Business-Class ist ziemlich voll für diese Zeit, die 70 Minuten Flug
vergehen ruck zuck und schon versehe ich mich im T5 in Heathrow. Die
abendlichen Flüge scheinen deutlich weniger Menschenmassen zu mobilisieren, auch hier ist an der
Sicherheitskontrolle, entgegen sonstiger Erfahrungen, kaum etwas los. Schnell
zur Apotheke, ich laufe mir sonst eine Blase an der linken Ferse – neue Schuhe!
In der Lounge komme ich dazu noch ein paar Telefonate zu führen und Emails
abzuarbeiten – es ist kurz vor 20:30 Uhr Ortszeit. Kurz schaue ich noch ins
heimische Esszimmer, in welchem unsere vier Wellensittiche ebenfalls bereits
den Tag ausklingen lassen. Vor wenigen
Tagen haben wir eine Webcam installiert mit welcher wir von extern die Vögel
beobachten und feststellen können, ob alles in Ordnung ist, sollten wir nicht
zu Hause sein.
BA 15, Sitz 11C. Rückwärtsgewandt fliege ich in knapp 13 Stunden nach Singapur.
Das Abendessen lasse ich, mit Ausnahme der Vor- und Nachspeise aus, Schlaf ist
mir wichtiger. Bis es soweit kommt gucke ich noch Skyfall, den habe ich im Kino
verpasst. Nach besagten 13h und 7h Schlaf landen wir sanft in Singapur.
Grünflächen säumen die Straßen vom Flughafen zum Hotel, wir passieren einige
Golfplätze, mein Taxifahrer und ich. Arg diskussionsfreudig bin ich nicht, die
Reise steckt mir doch etwas in den Knochen. Dankend nehme ich jedoch das ein
und andere Kräuterbonbon von meinem kurzzeitigen Begleiter entgegen. Vom Zimmer
habe ich einen Blick auf die Marina Bay, einer der pulsierenden Ecken der
Löwenstadt.
Physisch bin ich mir bewusst gute 10.000km entfernt von Heim und Mann zu sein.
Meine Seele und Geist vergnügen sich wohl noch irgendwo zwischen dem Ural und
Südostasien. Die vergangenen Monate seit Anfang des Jahres hinterlassen ihr
Spuren, viel Freizeit hatte ich nicht, die Arbeitslast hat sich seit der
Übernahme meines neuen Postens (unter Einbehaltung der zwei ursprünglichen
Aufgaben) deutlich erhöht. Dennoch macht es mir Spaß, auch wenn das mein Körper
von Zeit zu Zeit anders sieht.
Statt auszugehen ertüchtige ich mich lieber etwas im Fitnessstudio, nehme etwas
zu Essen zu mir und verabschiede mich in einen kurzen Schlaf. 2:33 Uhr –
morgens! Gerade einmal 4 Stunden und 3 Minuten Schlaf sind mir diese Nacht
vergönnt, der Jetlag kennt kein Erbarmen. Weder das Wälzen nach links, noch
nach rechts, das Umherlaufen und kurze Emailchecken oder ein Anruf in der Heimat
vermögen es, meinem Körper erneute Müdigkeit vorzutäuschen. Ich bleibe wach,
setze mich an den Schreibtisch und arbeite. Um 8:30 Uhr, nach einem ausgiebigen
Frühstück wartet schon mein heutiger Begleiter, Mr. Jackson, der Betriebsleiter
des Lieferanten den ich auf Batam Island besuchen werde. Die Fahrt per
Schnellboot dauert gute eineinhalb Stunden, eine erste Müdigkeitsattacke wehre
ich ab, nicke dennoch immer wieder ein. Der Besuch verläuft aufgrund meines
strammen Zeitplans kurz, alle Fragen werden abgearbeitet, der Rundgang durch
die Produktion dauert nur ein knappes Stündchen. Noch ein paar Stunden mehr
wären mir lieber gewesen, jedoch wartet MU568 nach Shanghai auf mich. Jackson
bringt mich sicher an meinen Zwischenstopp Changi Airport. China Eastern
Airlines, nicht viel Gutes habe ich bisher darüber gehört – alte Sitze,
schlechtes Essen, usw. Freude sieht anders aus! Es kommt wie es kommen muss –
ich werde einmal mehr eines Besseren belehrt. Die Maschine ist im Innenraum
nahezu neuwertig, die Auslastung des Fluges dürfte die 50% nicht überschreiten,
das Personal ist freundlich. So mache ich es mir in einer Zweierreihe bequem,
genug Platz um zu arbeiten und zu lesen. Gut zwei Stunden und etliches an geleistetem
Arbeitspensum später gerät ein Teil der Passagiere in Bewegung, es werden freie
Reihen zwecks des Darniederliegens und Entspannens gesucht. So auch eine
kleine, ältere Chinesin die es sich in der Reihe hinter mir gemütlich macht.
Die zwei Sitze zwingen auch diese ältere Dame sich in die Löffelchenstellung zu
begeben und mir des Öfteren ihre Knie in den Rücken zu drücken. Gegen 21:40 Uhr
landet MU568 in Shanghai. Der Weg zum Einwanderungsbereich zieht sich, erneut
eine Gepäckkontrolle lasse ich über mir ergehen. Aufgrund der fortgeschrittenen
Zeit gönne ich mir einen Limousinenservice der nach etwas Verhandlung zwar
immer noch gut doppelt so teuer wie ein reguläres Taxi, dafür jedoch erheblich
bequemer ist. Wäre da nicht der etwas schusselige Fahrer, dem sein Parkticket abhandenkommt
und dafür sorgt, dass wir eine weitere Viertelstunde unnötig unterwegs sind. Letztendlich
zeige ich ihm dann noch den Weg zum Hotel, in welchem ich gegen Mitternacht
ankomme. Der Tag ist vollbracht!