Batam Island. Die kleine, jedoch dicht bebaute Insel liegt nur knapp 70km vom singapurianischen Festland entfernt. Diese jedoch zu erreichen gleicht einer kleinen Odyssee. Weniger die Anreise selbst, als vielmehr die bürokratischen Hindernisse, lassen die Anreise mühsam erscheinen. Da das Eiland zu Indonesien gehört, von Singapur und dem Vielinselstaat jedoch in einer Art Joint-Venture betrieben wird, benötige ich ein Visum. Prinzipiell steht dem nichts entgegen, wären da nicht all die Formulare, die auszufüllen sind bzw. Stempel die es abzuholen gilt. Ein wenig erinnert mich das alles an eine Szenerie aus Asterix erobert Rom, in welcher der kleine Gallier von Schalter A zu F, dann zu K und U geschickt wird, um sich für das rosa Formular zunächst das braune Schreiben zu besorgen.
Zu alledem leide ich an diesem Tag unter chronischer Geld-, sprich Dollar oder EUR-Not, da ich eine der Währungen benötige, um das Visum bezahlen zu können.
Hilfsbereit wie der Singaporeaner nun mal ist, legt mir der zu besuchende Lieferant das Geld aus. Ich werde es später in chinesischen RMB zurückgeben.
Nach einer kurzen Fahrt und diverser Besprechungen mit anschließender Firmenbesichtigung, gibt es auf die Schnelle ein indonesisches Fast-Food-Gericht zur Mittagspause. Riecht gar nicht so übel, die gelblich-braune Paste sieht zudem sehr verlockend aus, weshalb ich sie in vollem Umfang über der Mahlzeit verteile. In diesem Moment weiten sich bereits die Pupillen meines Gegenübers, ein Lächeln bahnt sich seinen Weg in dessen Gesicht und ich werde höflich gebeten, die Mahlzeit einem Kollegen zu überlassen, da diese mir wohl zu scharf sein wird. Freundlich gebe ich nach, denke mir jedoch, dass das so schlimm ja nicht werden kann. Einen Bissen später weiten sich wohl auch meine Pupillen, mir wird heiß, meine Wangen röten sich und ich ringe nach Atem. Ich habe soeben das wohl mit Abstand schärfste Essen meines bisherigen Lebens gekostet. Was immer dies auch war, ich werde die kommenden sechzig Minuten ein unangenehmes Brennen in der Mund- und Rachengegend verspüren.
Dies überstanden und einige Stunden später befinde ich mich bereits wieder im Hotel, um bis ca. 21:30 Uhr Telefonate und Telefonkonferenzen zu führen. Der nächste Tag führt mich zunächst nach Malaysia, um einem weiteren Lieferanten einen Besuch abzustatten. Nahe der Grenze gelegen, erreichen wir auch nach gut zwei Stunden per Auto das kleine Küstenstädtchen Johou. Zum ersten Mal in meinem Leben trinke ich heute beim Mittagessen Direktsaft aus einer Kokosnuss und bin ob des erfrischen Geschmacks – es hat 35 Grad C und 85% Luftfeuchtigkeit – angenehm überrascht. Auf der Rückfahrt stelle ich wie so oft mit Erschrecken fest, wie gut es unsereins hat. Klimatisiert in einem Lexus 460 rausche ich vorbei an all den einfachen Blechhütten und den darin, unter einfachen Umständen lebenden Einwohnern. Es ist schon eine Welt voller Gegensätze, in welcher wir leben. Ausgeruht, ob der elektrisch verstellbaren Liegesitze im Fond des Luxusgefährts, bin ich schon wieder im Hotel, meine Laufklamotten überstülpend. Heute, endlich heute werde ich zum und durch den wundervollen botanischen Garten joggen. Nach bereits fünf Kilometern neigt sich mein Wasservorrat jedoch dem Ende zu, ich fühle mich bereits als hätte ich einen Marathon hinter mir. Der Lauf durch den sub-tropischen, botanischen Garten untermalt vom Geschrei und Gezwitscher exotischer Vögel, ist ein wahrer Traum. Trotz der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit fühle ich mich erholt, nach all den vergangenen Tagen. Auf dem Rückweg zur Unterkunft begegne ich Jeff, einem jungen Indonesier, der sich ebenfalls auf Dienstreise in Singapur aufhält. Glücklicherweise frage ich ihn beim Vorbeijoggen nach dem Weg, da ich das Gefühl habe irgendwo falsch abgebogen zu sein. Nach einem leider nur kurzen, jedoch sehr angenehmen Plausch im Lauf, verabschieden wir uns bereits wieder und ich befinde mich kurz darauf unter der erfrischenden Dusche.
Jetzt gilt es noch eine Hürde zu meistern, bevor ich mich auf den Rückflug begeben kann. Ursprünglich auf die LH 791 nach München gebucht versuche ich, am Flughafen auf die Maschine nach Frankfurt umgebucht zu werden. Somit würde ich mir einen längeren Aufenthalt in München ersparen. Trotz aller Bemühungen klappt dies jedoch leider nicht und ich fliege nach München. Viereinhalb Stunden und eine Dusche in der Senator-Lounge später, befinde ich mich im Flugzeug nach Frankfurt und traue meinen Augen nicht. Hat mein Zahnarzt seine Praxis aufgegeben und verdingt sich nun als Flugbegleiter? Ein ca. zwei Meter großer Mann, mit äußerst kantigem Gesicht, der meinem Zahnarzt nahezu identisch ähnelt begrüßt mich an Bord.
„Hart, aber herzlich heißen wir Sie in Frankfurt willkommen“ wurden wir von meinem Zahnarzt nach einer äußerst harten Landung begrüßt. Nun bin ich wieder zu Hause angekommen, in meiner Stadt bei meinem Schatz. Eine kurze, jedoch intensive und aufschlussreiche Reise geht zu Ende. Die Verweildauer bleibt jedoch kurz. Bereits am kommenden Montag werde ich wieder auf dem Weg, dieses Mal in die Vereinigten Staaten nach Chicago sein. Auf dann!!!
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