Dienstag, 16. November 2010

Rivalen der Rollbahn


Rivalen der Rollbahn

6.11 Uhr elf ist es, als unser Schlafphasenwecker meint, mich im Halbschlaf zu wähnen und somit aus meinem Traum reißen zu müssen. Aufstehen? Um diese Zeit? An normalen Tagen kann ich dies glücklicherweise vermeiden, ich bin kein Frühaufsteher, jedoch ein Spätinsbettgeher.
Spätestens um sieben müssen wir los, der Flieger geht um 8:55 Uhr- LH 1278 nach Athen. Ganz schön was los auf der Straße um diese Zeit, Rushhour! Und dazu noch eine rote Welle quer durch die Stadt – prima! Trotz des Verkehrs kommen wir gut durch und ich kann noch recht gelassen einchecken. Die Bordkarte in der Hand geht’s direkt zur Fasttrack-Lane, die heute jedoch mehr an eine der Schlangen an Supermarktkassen erinnert, an die man sich anstellt und kurz darauf geschlossen wird. Zusammen mit all den überwiegend in fröhlichem Grau oder Schwarz gekleideten Rivalen der Rollbahn, schiebe ich mich durch die Schlangen der Sicherheitskontrolle. Graues Haar, eine stattliche Persönlichkeit mit langer, hervorstechender Nase und dazu noch einer Nachrichtensprecherstimme. Nur wenige Meter hinter mir reiht sich, wie all die anderen Goldkärtchenträger, Ulrich Wickert in die Schlange ein. Paris denke ich mir, den zieht es heute bestimmt nach Paris. Wohin es dann genau ging habe ich nicht mehr erfahren, schon wurde ich von einem grimmig dreinschauenden Sicherheitsmitarbeiter einer weiteren Schlange zugewiesen.
Nach Passieren des Metalldetektors eine übliche Szene, wie sie jeden Tag wohl hunderte Male vorkommt. Gelassen und ohne die Umgebung wahrzunehmen, kleidet sich der vorherige Passagier wieder an, räumt seelenruhig alle Habseligkeiten zurück ins Rimowa-Köfferchen. Ohne auch nur einen Meter nach vorne zu rücken und somit den nachfolgenden Reisenden Platz zu machen. Ich bleibe ruhig, dafür habe ich das schon zu oft erlebt.
Ab ans Gate, vorbei an all den Eintagesreisenden, vorbei an den Räucherhallen, direkt ans Gate. Für einen kleinen Snack in der Lounge reicht es leider nicht mehr, gefrühstückt habe ich ja auch noch nicht. Der Kranich wird schon ein paar tiefgekühlte Brötchen an Bord haben, welche von den Borddrachen  in Windeseile aufgetaut werden.
Außenposition. Schon wieder! Als sei es mein Schicksal immer zuerst eine gefühlt halbstündige Flughafenrundfahrt absolvieren zu müssen, bevor ich meine tatsächliche Flugreise antreten darf. Kurz bevor wir am Flugzeug ankommen, wird das übliche „Passagiere mit den Sitznummern blablabla bitten wir vorne einzusteigen usw.“ abgespielt, auf Deutsch, auf Englisch und auf Spanisch. Auf Spanisch? Bin ich in nun doch mal in den falschen Bus eingestiegen und werde ich mich zwei Stunden später in Palma de Mallorca wiederfinden? Etwas verunsichert aber ob der griechisch aussehenden Mitflieger noch optimistisch gestimmt, erklimme ich die Stufen der Bordtreppe.
Ich freue mich, dass heute einmal wieder der Mittelsitz frei ist – dem Senator-Status sei Dank. Leider bin ich mal wieder auf die „ich habe keinen anderen Sitz vor mir“ – Falle hereingefallen und sitze direkt hinter der Trennwand zur Business-Class. Die verkürtzte Beinfreiheit werde ich noch merken. Hätte ich den Purser nicht bereits beim Einsteigen gesehen, so hätte ich darauf gewettet, dass die Sicherheitshinweise heute von Ralf Morgenstern verlesen wurden …
Der Flug verlief planmäßig, nach zweieinhalb Stunden erreichen wir, trotz der kurzzeitigen Sorge, auf Ballermann 6 zu landen, das sonnige und zwanzig Grad warme Athen.
Zweieinhalb Stunden Aufenthalt habe ich, bevor es weiter geht, weiter nach München, von wo aus ich dann meinen Flug in Richtung Shanghai antreten werde. Warum dann vorher Athen? Hierzu mehr ein anderes Mal. Fluchs habe ich bereits wieder eingecheckt nach Shanghai über München und bin auf dem Weg in die Senator-Lounge, um Arbeiten zu erledigen. Die Lounge ist klein, es gibt Sandwichs und was zu Trinken, damit bin ich heute mal zufrieden. Um 15:00 Uhr geht’s dann schon wieder weiter, wieder Außenposition, wieder Treppe hochsteigen, diesmal hoch in die Business-Class. Bis auf einen Hellenen ist diese in der Maschine der Aegean Airlines jedoch frei. Genug Platz, um sich auszubreiten und den Flug zu genießen. Das erste Mal Aegean! Gar nicht so schlecht, zuvorkommendes Personal, moderne Maschine und ein guter Service. Der Flug vergeht erneut wie im Flug, keine Auffälligkeiten, eine sanfte Landung. München! Die Frisur sitzt, es nieselt und es hat drei Grad, welcome back im deutschen November! Den Weg zur Senator-Lounge kenne ich. Meines Erachtens ist diese eine der schönsten Lufthansa-Lounges, groß, modern, gute Auswahl an Speisen und Getränken. Ich mache es mir also in einem lässigen Loungesessel gemütlich, verköstige mich und arbeite. Fünf Stunden Aufenthalt wollen erst einmal überstanden werden. Um 21:40 Uhr geht es los, auf der LH 726. Irgendwie freue ich mich auf den Flug, irgendwie auch nicht. Eine ganze Woche werde ich durch Asien reisen. China, Singapur, Indonesien und Malaysia warten. Ich harre der Dinge die da kommen, mal sehen, was ich morgen über den Flug und meine Ankunft in Shanghai zu berichten habe.

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