Samstag, 14. April 2012

Wiedersehen und Kochin

Wir schreiben bereits den vierten Tag meines Aufenthaltes in Indien und ich muss gestehen, dass dieses Land einen gewissen Reiz auf mich ausstrahlt. Bereits während meines halbjährigen Studienaufenthaltes Ende des letzten Jahrhunderts in China habe ich eine ähnliche Anziehung trotz der enormen Unterschiede verspürt. Indien ist in gewisser Weise mit dem Zentralchina vor 13 Jahren vergleichbar, wenn auch noch etwas verschärfter. Die hygienischen Umstände, der Lärm, das unglaubliche Verkehrschaos beindrucken auf eine besondere Art.
Das heute von mir besuchte Unternehmen unterhält mehrere Standorte in Indien, von welchen ich nahezu alle in den kommenden Tagen sehen und bewerten werde. Heute stehen Fertigungsstätten für Systembaugruppen (z.B. komplette Ultraschallgeräte für den Bereich Medizin), sowie Kunststoffspritzguss und Blechbearbeitung auf dem Programm. Obwohl ich keinerlei Verantwortung für die beiden zuletzt genannten Bereiche habe, will ich mir einen Eindruck verschaffen, welchen ich nach meiner Rückkunft in Deutschland mit meinen Kollegen teilen kann. Zudem tut es gut mal wieder eine durch Metallbearbeitung geschwängerte Luft zu schnuppern, im Vergleich zu den meist sterilen Umgebungen einer Elektronikfertigung.
Wie jeden Morgen holt mich Rahul im angemieteten Taxi ab und wir schippern zur Fabrik, welche die Montage von diversen Produkten vornimmt. Auf dem Weg dorthin ein immer währendes gleiches Bild von chaotischen Verkehrsfluss, Smog und Gestank, welcher u.a. durch Müll und die erwähnte Luftverschmutzung verursacht wird.  So langsam kommt mir auch die Erkenntnis, weshalb die Inder alle immer mit dem Kopf wackeln. Es muss an den Straßenverhältnissen liegen, da man durch den stetigen Stopp-and-Go-Verkehr und die zahlreichen Schlaglöcher kontinuierlich durchgeschüttelt wird und dies wohl zu bleibenden „Kopfwackelschäden“ führt .
Es ist heiß, gut 36 Grad misst das Thermometer. Nach einem einstündigen Rundgang setzen wir unsere Tour in der Blechbearbeitungsfabrik, welche u.a. mechanische Baugruppen, sowie Gehäuse, etc. herstellt, fort. Nach gut drei Stunden ist der Spuk für heute vorbei, gegen 13:00 Uhr begeben wir uns schon wir auf den Rückweg zum Hotel. Heute wartet nachmittags noch eine Menge Arbeit auf mich, welche sich in den vergangenen Tagen angestaut hat. Am meisten freue ich mich auf heute Abend. Mein Mann kommt mich in meinem Hotel besuchen und wir werden zusammen mit unserem indischen Bekannten, den wir beim Flug nach Indien wiedergetroffen haben, speisen. Ein paar Stunden später ist es auch schon wieder soweit und ich halte meinen Schatz in den Armen. Es tut gut, für ein paar Stunden Deutsch zu sprechen und bekannte Gesichter zu sehen. Aufgrund der unter Umständen langen Fahrtdauer in die Stadt entscheiden wir uns in meinem Hotel zu bleiben und dort ein Abendessen einzunehmen. Einige Stunden später heißt es schon wieder Abschied nehmen. Meinen Mann werde ich erst wieder in einer Woche in Goa treffen, um mit ihm einige Tage zu entspannen.
Es ist Freitag. Kurz vor dem Wochenende heißt es für mich zu packen, da es heute nach Kochin in der Region Kerala geht. Gods own country, Gottes Heimat wird dieser Landstich ehrfurchtsvoll und liebevoll genannt. Einen kleinen Eindruck dessen, was Gods own country ausmacht, kann ich mir auf dem Flug nach Kochin, welcher knapp eine Stunde dauert, machen . Mit einer Turboprop-Maschine geht es von Bangalore in diese von traumhaften Landschaften geprägte Provinz. Ich freue mich schon sehr auf das anstehende Wochenende, welches wir in Tvirandram im „Leela Kovalam Beach Kerala“ verbringen werden. Laut mehrfachen Ausssagen diverser Leute scheint es sich dabei um eine der nobelsten Hotelketten schlechthin in Indien zu handeln, welche durch traumhafte anmutende Bilder untermauert werden. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.
Doch vor dem Vergnügen kommt bekanntlich die Arbeit, welche heute im Besuch von vier Fabriken des bereits gestern besuchten Lieferanten besteht. Nach einem gut eineinhalb stündigen Gespräch folgt eine knapp vier Stunden währende Fabriktour, in welcher ich mir einen guten Überblick über die Stärken und Schwächen verschaffen kann. Hier schlägt die Hitze noch etwas heftiger zu, da die relative Luftfeuchtigkeit deutlich höher ist als in Bangalore. Gegen 18:45 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Hotel. Es wundert mich kaum, dass wir auch hier in Kochin gut vierzig Minuten für eine mehr oder weniger kurze Strecke benötigen. Grund dafür ist ein Feiertag, welcher morgen in dieser Region zelebriert wird und dazu führt, dass alle Leute sich früher als sonst auf den Heimweg machen bzw. noch Besorgungen zu erledigen haben. Nett anzusehen sind allerorten die bunt gestalteten LKW’s und andere Fahrzeuge, zudem scheint es in Kochin keinen Bedarf an Glasscheiben in Bussen zu geben, was selbst Rahul verwundert.
Das Hotel stellt sich als eher einfache, wenn auch saubere Unterkunft heraus. Voller Erstaunen werde ich von dem Check-In Mitarbeiter auf Deutsch angesprochen. Nach einer kurzen Unterhaltung stellt es sich heraus, dass er eine eineinhalb-jährige Ausbildung in der Schweiz durchlaufen hat.
Den Abend lassen Rahul und ich in Kochin’s bekanntestem Sea-Food Restaurant „The Grand“ im gleichnamigen Hotel ausklingen, zu welchem wir in einer haarstreubenden Fahrt in einer Auto-Rikscha gelangen. Geröstete, scharfe Shrimps, Kingfish in verschiedenen Varianten, jeweils vom Bananenblatt serviert, sowie leckeres indisches Brot lassen kulinarisch keine Wünsche offen. Wenn die Inder etwas können, dann mit Gewürzen ein Essen adeln. Es ist 23:00 Uhr, das Wochenende steht vor der Tür – ich freu mich riesig darauf!

 Lecker Kokusnuss

 Mein Hotel in Bangalore


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